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Markt-Update Wydler Asset Management 07.05.24
Wie stellt sich die Situation aktuell dar?
1. Zinsen
Als 2022 noch ein Umfeld von Niedrig-, Null- oder sogar Negativzinsen herrschte, war kaum vorstellbar, wie schnell sich die Landschaft ändern würde. Heute, zwei Jahre später, sehen die Leitzinsen der Notenbanken auf dieser Welt aus wie folgt:
In Europa hat die Europäische Zentralbank den Hauptrefinanzierungssatz auf 4,50% und den Einlagenzins auf 4,00% nach oben genommen, gleichbedeutend mit einem Rekordlevel seit der Einführung des Euro. In den USA verzeichnet der Leitzins mit einer Spanne von 5,25-5,50% das höchste Niveau seit 22 Jahren.
Die Ende letzten Jahres am allgemeinen Markt aufkommende Zinsfantasie, wonach schon Anfang 2024 mit ersten Senkungen der Leitzinsen zu rechnen sei, hat sich zwar als klar verfrüht erwiesen. Dennoch besteht die – mittlerweile durchaus berechtige – Hoffnung, dass die Notenbanken sowohl in den Staaten, vor allem aber in Europa in diesem Jahr an der Schraube nach unten zu drehen beginnen. Die SNB in der Schweiz ist überraschenderweise bereits vorausgeprescht.
Voraussetzung für Zinssenkungen sind typischerweise rückläufige Inflationsraten, wie sie insbesondere in Europa zu betrachten sind:
Quelle: Statista 2024
Die aktuellen 2,4% lassen der EZB zumindest den Handlungsspielraum, sich für die nächste Sitzung im Juni mit einem Zinsschritt nach unten zu beschäftigen, nachdem am 11. April der Leitzins noch unverändert gelassen wurde. Offenbar will man sich sicher sein, dass von der Inflationsseite her keine große Gegenbewegung mehr stattfindet.
Etwas anders gelagert ist die Situation in den USA. Dort fiel die Preissteigerungsrate zwar ebenfalls relativ deutlich von +9,1 % im Juni 2022 auf +3% im Juni 2023, zog aber mittlerweile in einem seitdem permanenten Auf und Ab im März 2024 wieder auf +3,5% an. Denzufolge sieht sich die FED momentan noch nicht unter Druck, die Zinsen zu senken, zumal die Wirtschaft (auch wenn im Wesentlichen schuldenfinanziert) besser läuft als in Deutschland. An den massiven Staatsausgaben der USA wird sich vor den Wahlen am 05. November wohl kaum etwas großartig ändern, ist doch die gut laufende Wirtschaft genau das Pfund, mit welchem Präsident Biden in seinem Wahlkampf wuchern und welches er gegenüber seinem Herausforderer Trump in die Waagschale werfen kann.
2. Wirtschaft
Hat Deutschland das „soft landing“, also eine weiche Landung der wirtschaftlichen Entwicklung geschafft und ist somit noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen? Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,2% im Gesamtjahr 2023 vermeldete das Statistische Bundesamt für das erste Quartal 2024 einen Wert von +0,2%.
Quelle: https://www.dashboard-deutschland.de/konjunktur_wirtschaft/volkswirtschaft
Im Gegensatz zu Deutschland ist das US-BIP von Januar bis März (wichtig: annualisiert) um 1,6% gewachsen, vor allem der private Konsum zeichnete hierfür verantwortlich. Das unter dem Strich rückläufige Wachstum wird den Währungshütern aber sicher nicht entgangen sein, so dass auch in Amerika eine gewisse Zinssenkungswahrscheinlichkeit nicht eine komplette Illusion darstellt.
3. Weltpolitik
Die von uns bereits mehrfach erwähnten Krisenherde auf dieser Welt bestehen unverändert weiter:
Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat zu einer instabilen Lage in Gesamt-Nahost geführt. In den Auseinandersetzungen hat sich der Iran als neuer Spieler hervorgetan, nicht nur durch direkte Attacken auf Israel, sondern auch durch die seit Monaten stattfindenden und von Seiten des Irans unterstützten Angriffe der Huthi-Rebellen auf die internationale Handelsschifffahrt. Ein abruptes Ende des Konflikts ist nicht absehbar, wenngleich erste Anzeichen einer diplomatischen Annäherung sichtbar werden. Ist eine finale Zwei-Staaten-Lösung der Schlüssel für Frieden in der Region?
Der Ukraine-Krieg ist zu einem Stellungs- und Zermürbungskrieg geworden. Große Landgewinne gehören der Vergangenheit an, alle Hoffnungen auf Verhandlungen und einen draus resultierenden Waffenstillstand haben sich bislang stets in Luft aufgelöst. Klar erscheint lediglich, dass jede Reduzierung der Unterstützung der ukrainischen Truppen, sei es finanziell oder materiell, durch die EU oder die USA das Pendel zugunsten der russischen Streitkräfte ausschlagen lassen würde. Wie positionieren sich die Präsidentschaftskandidaten in den USA vor und vor allem nach der Wahl zum Thema?
Das Säbelrasseln der chinesischen Regierung gegenüber Taiwan geht unvermindert weiter, verschärft durch Manöver der chinesischen Marine im Südchinesischen Meer und der Taiwanstraße. Etwa 1.500km nordöstlich spielt ein weiterer Despot mit dem Feuer. Nordkoreas Diktator Kim-Jong-un wird nicht müde, durch aggressive Rhetorik und zunehmende Raketentests für Spannungen in der Region zu sorgen, haben sich doch die Beziehungen zu Russland als Munitionslieferant für den Krieg gegen die Ukraine deutlich verbessert. Eskaliert der Konflikt im Drachenstaatenraum und wird zum ultimativen Lackmustest für die Weltmacht USA?
Welche Auswirkungen hat die Situation auf die Kapitalmärkte?
Grundsätzlich ist festzustellen, dass Leitzinsänderungen (nach oben wie nach unten) erst mit einem gewissen time-lag, also mit einer Zeitverzögerung, im Markt ankommen, als mit einer sofortigen Wirkung. Typischerweise vergehen 9-12 Monate, bis Effekte sichtbar werden.
Nun sind potenziell fallende Zinsen Fluch und Segen zugleich. Positiv betrachtet werden Kredite billiger, was Unternehmen zu Investitionen und Privatpersonen zu Immobilienfinanzierungen motivieren kann. Zinssenkungen führen im Anleihesektor gemeinhin zu steigenden Kursen und die Tendenz, wieder mehr in Aktien zu investieren, steigt an. Denn auf der negativen Seite erhalten Sparer weniger Zinsen, die klassische Spareinlage wird weniger attraktiv. Fallende Zinsen indizieren aber auch eine schwächere wirtschaftliche Lage und durch die niedrigere Zinslandschaft soll die Wirtschaft angekurbelt werden.
Nach der Kursrally der ersten drei Monate legen die Märkte derzeit weltweit eine Verschnaufpause ein. So hat beispielsweise der S&P500 etwa die Hälfte des seit Jahresanfang aufgebauten Gewinns in den letzten Wochen wieder abgegeben und steht nur noch mit knapp 5% im Plus:
Quelle: stock3
Was passiert in unseren Fonds?
Mit aktuell +5,02% (in Schweizer Franken) haben wir im April wie die Märkte etwas an Boden verloren. Auch wenn die US-Notenbank die Zinsen einmal mehr auf dem aktuellen Level gehalten hat, so scheint sich doch die Erkenntnis durchzusetzen, dass das Thema Rezession vom Tisch ist. Wir nutzen nach den Gewinnmitnahmen vor allem im Luxusgütersegment die Marktschwäche im Moment dahingehend, bereits bestehende Positionen etwas weiter auszubauen.
Unsere Anfang des zweiten Quartals aufgebauten Absicherungen fahren wir weiter und sind von daher gegen massive Rücksetzer gut geschützt.
In unserem Bondfonds haben wir uns seit Jahresbeginn bei Neuinvestments in Richtung besserer Qualität orientiert, denn es ist im aktuellen Marktumfeld nicht mehr notwendig, die Risiken aus der Nullzinsphase zu fahren, um vernünftige Zinskupons kaufen zu können. Aufgrund der höheren Zinsen in den USA haben wir vorwiegend Papiere in US-Dollar in das Portfolio aufgenommen, mit einer klaren Tendenz zu Werten im Investment-Grade-Bereich. Die nach wie vor in vielen Ländern inverse Zinsstrukturkurve hält uns weiter davon ab, in der durchschnittlichen Restlaufzeit länger zu gehen, zumal im kurzen Laufzeitbereich eine bessere Liquidität und damit Handelbarkeit besteht. Wir bleiben also auch hier defensiv und wollen keine unnötigen Risiken, die auch aktuell nicht bezahlt werden, im Portfolio eingehen. Bei einer Rendite auf Verfall von 9,86% bei einer Duration von knapp zweieinhalb Jahren sprechen wie von einer Anlage hoher Attraktivität.
Zusammenfassung
Die aktuellen weltpolitische Krisen bergen das Risiko einer täglichen kompletten Eskalation, wenngleich Szenarien eines dritten Weltkrieges, mit welchen Beteiligten auch immer, doch eine eher geringe Wahrscheinlichkeit attestiert werden darf. Natürlich ist der nächste schwarze Schwan bereits unterwegs. 4strat definiert auf seiner Website ein Black Swan Event, auch unter dem deutschsprachigen Namen schwarzer Schwan-Effekt bekannt, wie folgt: „Dabei handelt es sich immer um Ereignisse, die unvorhergesehen, völlig plötzlich und daher immer unerwartet eintreten. Diese Ereignisse zeichnen sich primär durch ihre Seltenheit und durch ihre häufig sehr gravierenden Auswirkungen aus.“
Hält das Jahr 2024 das Potenzial für ein solches Event bereit? Ob es eintritt oder nicht, bleibt vollkommen ungewiss und ist seriös nicht prognostizierbar. Wichtig ist für uns, für solche Eventualitäten in Form von Absicherungen gerüstet zu sein, das waren wir in der Vergangenheit und das sind wir auch heute. Wir sehen gute Perspektiven für Anleihen, auch an Aktien als Sachwertanlage wird kein Weg vorbeiführen. Verschnaufpausen und Rücksetzer an den Märkten bieten Chancen, die wir bereit sind zu nutzen, wenn sie sich bieten. Vertrauen Sie auch weiter auf unsere Erfahrung, schließlich haben wir gerade in Zeiten von Krisen deutlich bessere Ergebnisse als die Märkte per se erzielt.
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